Mitarbeitermotivation steigern durch Wertschätzung

  • Lob und Anerkennung sind wichtige Instrumente zur Mitarbeitermotivation. Wie können Führungskräfte ihre Würdigung ausdrücken, sodass sie bei den Mitarbeitenden auch ankommt? Mit den fünf Sprachen der Wertschätzung und Anerkennung. Die Mitarbeitenden werden von Unternehmen oft als wertvollste Ressource bezeichnet. Doch wie sieht es mit deren Wertschätzung aus? Durch die zunehmende Arbeitsbelastung rückt dieses Thema wieder stärker in den Fokus. Für 62 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hat der Druck, dem sie sich im Arbeitsalltag ausgesetzt sehen, in den vergangenen fünf Jahren zugenommen, so das Ergebnis der Jobstudie 2021 der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young. Immerhin ein Viertel der Befragten hat das Gefühl, dass ihre Arbeit im Unternehmen nicht gewürdigt wird. Im Jahr 2019 waren es sogar 40 Prozent. Eine Ursache: mangelnde Wertschätzung.

Lob als Mitarbeitermotivation

  • Dabei hat fehlende Wertschätzung gravierende Auswirkungen. Wer für seine Mitarbeit keine Anerkennung erhält, verliert die emotionale Bindung zum Unternehmen. Die Unzufriedenheit steigt, im Gegenzug sinken die Mitarbeitermotivation und – in weiterer Folge – die Leistungsfähigkeit. Mitarbeitende, die keine Wertschätzung erhalten, geraten in eine sogenannte Gratifikationskrise. Engagement und Belohnung werden als nicht ausgeglichen wahrgenommen. Anerkennung hat eine gesundheitsfördernde Wirkung, schafft Vertrauen und entspannt. Sie ist eine notwendige Grundlage für Zusammenarbeit. Wertschätzendes Verhalten hat einen positiven Dominoeffekt. Hat sich erst einmal eine Kultur der Wertschätzung etabliert, wird es immer schwieriger, sich abwertend zu verhalten. Trotzdem machen Führungskräfte noch zu wenig davon Gebrauch.

Wie kann man Mitarbeitende wertschätzen?

  • Um wertschätzendes Verhalten zu kultivieren, braucht es vor allem drei Werte: Aufmerksamkeit, Aufrichtigkeit und Zuwendung. Es geht um eine Haltung zueinander – und diese entsteht nicht allein, indem man Obstkörbe aufstellt und Mitarbeiterevents veranstaltet. Wertschätzung funktioniert nur mit persönlichem Einsatz. Dies bedeutet aber nicht, dass man gleich Freundschaft schließen muss. Eine glaubwürdige Wertschätzung lässt sich auch vermitteln, wenn man die professionelle Distanz wahrt. Wie kann man Wertschätzung im Arbeitskontext übermitteln? Die Psychologen Gary Chapman und Paul White haben allgemein fünf Sprachen der Mitarbeitermotivation durch Wertschätzung identifiziert. Viele fühlen sich jedoch nur von ein oder zwei dieser Sprachen „angesprochen“. Dies bedeutet: Was die eine Person als Wertschätzung versteht, muss beim anderen längst nicht dieselbe Wirkung haben. Es geht somit um eine empfängerorientierte Sprache der Wertschätzung. Es geht darum, herauszufinden, welcher Mitarbeiter welche Sprache spricht.

Sprache der Anerkennung Nummer 1: Lob („Words of Affirmation“)

  • Wenn Schweigen als höchstes Lob empfunden wird, dann läuft etwas falsch. Ein Lob richtig auszusprechen, fällt vielen Menschen jedoch nicht so leicht. Denn ein „Sehr gut gemacht“ reicht oft nicht aus. Ein Lob sollte begründet und konkret formuliert werden. Dies signalisiert, dass sich die Führungskraft mit der Leistung des Mitarbeitenden auseinandergesetzt hat. Dabei sollte man auf zwei Aspekte achten:

    • Das Lob sollte möglichst zeitnah ausgesprochen werden.
    • Es sollte ohne Einschränkung verteilt werden. Bei einem „Gut gemacht, aber ...“, wenn also Kritikpunkte noch an das Lob angefügt werden, bleibt am Ende vor allem das Negative hängen.

Sprache der Anerkennung Nummer 2: Aufmerksamkeit („Quality Time“)

  • Egal, ob ein Mitarbeitender über seinen Urlaub oder über eine neue Idee für die Arbeit erzählen will: Manchmal wird von einer Führungskraft erwartet, dass man zuhört, aktiv nachfragt und der Person tatsächlich Aufmerksamkeit schenkt – ohne nebenbei seine WhatsApp-Nachrichten oder E-Mails zu checken. Es geht darum, Interesse am Mitarbeiter als Mensch und an dessen Arbeit zu zeigen.

Sprache der Anerkennung Nummer 3: Hilfsbereitschaft und Unterstützung („Acts of Service“)

  • Einem Mitarbeitenden quillt der Schreibtisch über, er kommt kaum mehr zu Pausen. Bei dieser Sprache der Anerkennung gilt es, zu erkennen, wann Unterstützung für einen Mitarbeitenden notwendig ist und diese dann auch geben. Wichtig dabei ist, die Hilfe zu leisten, die das Teammitglied wirklich braucht. Die Frage „Wie geht's?“ sollte ehrlich gestellt sein und nicht bloß als Floskel daherkommen. Sie gibt wichtige Informationen darüber, wo der Mitarbeiter steht und ob er gegebenenfalls Unterstützung braucht. Aber auch kleine Gesten können Unterstützung ausdrücken, wie etwa den Geschirrspüler in der Gemeinschaftsküche auszuräumen.

Sprache der Anerkennung Nummer 4: Geschenke („Tangible Gifts“)

  • Wie heißt es so schön: kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Sie drücken im Team – bei besonderen Anlässen oder Erfolgen – aber auch Wertschätzung aus. Gemeint sind nicht Bonuszahlungen oder Gehaltserhöhungen, sondern kleine Aufmerksamkeiten, bei denen die Mitarbeitenden merken: Da hat sich jemand Gedanken gemacht, was dem Anderen Freude bereiten würde.

Sprache der Anerkennung Nummer 5: Körperlicher Kontakt („Physical Touch“)

  • Im Arbeitskontext ist der körperliche Kontakt eine herausfordernde Sprache und erfordert Fingerspitzengefühl. Nicht alle wollen ein aufmunterndes Schulterklopfen, manche befinden ein High Five bei einem Erfolg für nicht angemessen. Persönliche Grenzen sind einzuhalten, und diese werden von Mitarbeiter zu Mitarbeiter durchaus unterschiedlich gesetzt.

  • Fotocredit: AdobeStock/Kzenon