Active Sourcing: Der Kampf um die Mitarbeiter

  • Geeignete Mitarbeiter zu finden ist alles andere als einfach. Von der direkten Ansprache über digitale Kanäle bis zur Vergabe von Projekten an HTL-Schüler: Active Sourcing geht andere Wege bei der Personalrekrutierung. Coronakrise hin oder her: Große Teile der heimischen Wirtschaft sind massiv vom Fachkräftemangel betroffen. Etwa vier von zehn Unternehmen (42 Prozent) leiden unter einem „sehr starken“ Fachkräftemangel. Nimmt man jene Unternehmen hinzu, die „eher stark“ davon betroffen sind, dann sind es sieben von zehn Unternehmen. Zu diesem Ergebnis kommt der Fachkräfteradar 2021 der Wirtschaftskammer. Der geschätzte Fachkräftebedarf von etwa 220.000 Personen stellt sogar ein Hoch seit den 1950er-Jahren dar. Personalarbeit wird somit immer mehr zu einem zentralen Träger für den Unternehmenserfolg. Wie findet man gute Mitarbeiter? Acitve Sourcing ist ein Zugang, um dem Fachkräftemangel aktiv entgegenzuwirken – statt nur darauf zu hoffen, dass sich jemand bewirbt. Diese aktive Art der Mitarbeitersuche ist als Ergänzung zur bestehenden Personalrekrutierung in einem Unternehmen zu verstehen.

Active Sourcing: Bewerber finden, die keinen Job suchen

  • Active Sourcing bedeutet Netzwerk- und Beziehungsarbeit. Die Mitarbeiter der Personalabteilung strecken selbst die Fühler aus. Active Sourcing umfasst die aktive Suche, die Direktansprache und die aktive Bindung von qualifizierten Kräften. Diese Art der Mitarbeitersuche kann sich vor allem für kleine und mittlere Unternehmen, die meist über keinen hohen Bekanntheitsgrad verfügen, bezahlt machen. Die Vorteile von Active Sourcing liegen unter anderem darin, dass auch Fachkräfte, die selbst nicht aktiv auf der Suche nach einem neuen Jobs sind, positiv auf die aktiven Anfragen reagieren können. So haben laut einer Studie der Universität Bamberg zwei von zehn Kandidaten ihren aktuellen Job aufgrund einer Direktansprache gewechselt, obwohl sie gar nicht aktiv auf Stellensuche waren.

Die Active-Sourcing-Methoden

  • Beim Active Sourcing können neue Mitarbeiter durch Eigeninitiative auf verschiedenen Wegen rekrutiert werden. Folgende Möglichkeiten können genutzt werden, um möglicherweise interessante Arbeitnehmer oder junge Talente zu kontaktieren:

    • Bewerberdatenbanken: Auf der Suche nach neuen Mitarbeitern verwenden Personaler vor allem Bewerberdatenbanken. Diese wurden explizit dafür konzipiert. Arbeitnehmer hinterlegen dort ihren Lebenslauf und signalisieren dadurch gleichzeitig ihre grundlegende Bereitschaft, zu wechseln.

    • Business-Netzwerke: Personalisten verwenden gerne auch Businessnetzwerke wie Xing oder LinkedIn zum aktiven Rekrutieren (siehe auch „Recruiting verlagert sich stärker auf soziale Plattformen“). Die Erfolgsquote dort ist jedoch nicht immer gegeben. Die User verwenden die Plattformen vor allem dazu, um mit ehemaligen Kollegen in Kontakt zu bleiben, sich auszutauschen oder Infos über den neuen Chef zu erhalten. Eher heikel sind klassische Social-Media-Kanäle wie Facebook oder Twitter, da sie vor allem privates Terrain sind.

    • Messen und Recruiting-Events: Die Kontaktaufnahme auf Messen oder Recruiting-Events stellt eine gute Möglichkeit dar, von Anfang an Face-to-Face-Kontakte zu knüpfen und direkt auf sich aufmerksam zu machen. Vor allem Karriere-Events, die speziell auf Absolventen von oder Studierende an Fachhochschulen oder Universitäten ausgerichtet sind, stehen bei den Unternehmen laut Studie der Universität Bamberg ganz oben auf der Liste der Active-Sourcing-Kanäle.

Programm der Mitarbeiterempfehlung (Referral Sourcing)

  • Dabei nutzt das Unternehmen:

    • Kontakte von Fachkräften, die bereits mit dem Unternehmen in Kontakt stehen,
    • direkte Empfehlungen der eigenen Mitarbeiter aus deren Freundes- und Bekanntenkreis.
    Jeder fünfte Mitarbeiter hat laut Studie der Universität Bamberg seinen aktuellen Job durch eine Mitarbeiterempfehlung erhalten. Bei jüngeren Generationen ist dieser Anteil noch größer. So hat beispielsweise in der Generation Z jeder dritte Mitarbeiter seinen Job durch die Empfehlung eines Bekannten erhalten. Der Vorteil dieser Methode: Die vorgeschlagenen Mitarbeiter sind in der Regel loyaler und passen besser zur Kultur des Unternehmens.

Praktikum, Diplomarbeit & Co.: Talent Relationship Management

  • Praktikantenprogramme bzw. Diplom- oder Projektarbeiten bieten die Möglichkeit, junge Menschen für das eigene Unternehmen zu begeistern. Unternehmen nehmen dabei direkt mit Schulen Kontakt auf. Der Vorteil: Die Lehrer suchen vorab die geeignetsten Schüler für das Praxisthema aus. Unternehmen bauen damit bereits frühzeitig eine Beziehung zum talentierten Nachwuchs auf. Erfolgreiche Praktikantenprogramme zeichnen sich dadurch aus, dass das Unternehmen mit dem Alumnus in Kontakt bleibt, um ihn nach Schul- oder Studienabschluss möglicherweise übernehmen zu können.

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