Betriebsübernahme

  • Die Wege zur Selbstständigkeit sind vielfältig: Neben einer Neugründung verspricht auch die Übernahme eines bereits bestehenden Betriebes eine spannende und erfolgreiche Unternehmerlaufbahn. Das Potenzial in Österreich ist hoch: Denn bis 2027 stehen etwa 41.700 kleine und mittlere Betriebe (26% aller KMU der gewerblichen Wirtschaft in Österreich) vor einer Unternehmensübergabe. Bei rund der Hälfte dieser Übergaben ist laut „KMU Forschung Austria“ eine familienexterne Übertragung vorgesehen. Die Übernahme eines bestehenden Unternehmens bringt gegenüber einer Neugründung auch besondere Vorteile mit sich: Das Unternehmen ist auf dem Markt bereits etabliert. Beziehungen zu Kunden und Lieferanten sind aufgebaut, die Dienstleistung bzw. das Produkt des Unternehmens ist eingeführt, die Mitarbeiter bilden ein eingespieltes Team und der Unternehmensnachfolger kann auf den Erfahrungen des Vorgängers aufbauen.
    Diese Vorteile kommen allerdings nur dann zum Tragen, wenn Sie sich als Nachfolger/in bereits frühzeitig mit den besonderen persönlichen, unternehmerischen und fachlichen Anforderungen an eine Unternehmensnachfolge beschäftigen.

Checkliste zur Vorbereitung für den Übernehmer

  • Folgende Fragen sollten Sie sich im Vorfeld der Betriebsübernahme stellen:

1. Eigene Situation abklären

    • Erfülle ich die rechtlichen Voraussetzungen für die Übernahme des Betriebes (z.B. Befähigungsnachweis)?
    • Verfüge ich über die nötige Berufs- oder Branchenerfahrung?
    • Verfüge ich über das notwendige betriebswirtschaftliche und kaufmännische Know-how?
    • Wie sehen meine finanziellen Voraussetzungen aus (z.B. Eigenkapital, finanzielle Verpflichtungen)?
    • Habe ich mir ein realistisches Bild über meinen zukünftigen Unternehmer-Alltag gemacht und kann mir diesen vorstellen?
    • Steht meine Familie hinter meiner Entscheidung?

2. Informationen über den zu übernehmenden Betrieb einholen

    • Grund der Übergabe (Pensionierung, Krankheit, schlechter Geschäftsgang etc.)
    • Konkurrenzsituation/Branchensituation
    • Betriebswirtschaftliche Situation, vor allem Entwicklung im Laufe der letzten Jahre: Jahresabschlüsse, innerbetriebliche Kalkulationsunterlagen, Verkaufsstatistiken, Alter des Anlagevermögens (Welche Investitionen sind notwendig?), Lebenszyklus der Produkte, „Alter" und Struktur des Kundenstocks
    • Finanzielle Situation (Bankschulden, Lieferantenverbindlichkeiten, Steuerrückstände, offene Sozialversicherungsbeiträge, letzte Steuer- und Sozialversicherungsprüfung)
    • Grundbuchauszug (Hypotheken)
    • Mitarbeiterstand (AVRAG! – gesetzliche Übernahme von Mitarbeitern, Altersstruktur der Belegschaft, evt. Abfertigungsansprüche, Betriebsvereinbarungen etc.)
    • Ruf/Image
    • Dauerschuldverhältnisse (Leasingverträge, Softwareverträge etc.) überprüfen, ob eine Übernahme möglich und gewollt ist
    • Vorhandene Lieferverträge und Bezugsverträge – Übernahmemöglichkeiten?
    • Vorhandene Miet- und Pachtverträge (zukünftige Höhe der Miete?)
    • Flächenwidmung am Betriebsstandort (zukünftige Entwicklungsmöglichkeit am Standort?)
    • Aufrechte Betriebsanlagengenehmigung (zukünftige Entwicklungsmöglichkeit am Standort?)
    • Unternehmensbewertung durchführen lassen (Unternehmensberater, Steuerberater)

3. Übernahme verhandeln und Übergabeprozess festlegen

    • Form der Übernahme (Kauf, Pacht, Schenkung etc.)
    • Preis und Zahlungsmodalitäten (Auswirkungen von Rentenvereinbarungen beachten)
    • Übergabeprozess: gemeinsame Übergabephase, Ziele der Betriebsübergabe, Termine und Fristen

  • Autorenhinweis

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