Kontaktlos bezahlen: Wie die Coronakrise neue Möglichkeiten vorantreibt

  • Bezahlen mit der Bankomatkarte oder mit dem Smartphone. Durch die Coronapandemie greifen immer weniger Kunden zum Bargeld. Wie geht es weiter mit dem kontaktlosen Bezahlen? Die Welt des Zahlungsverkehrs hat sich in der Vergangenheit stets verändert. Beim kontaktlosen Bezahlen an der Kassa im Shop oder Supermarkt hat sich die Coronapandemie jedoch als massiver Turbo herausgestellt.

    • Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) geht davon aus, dass sich dadurch der Wechsel von Bargeld auf digitale Zahlungen um drei bis fünf Jahre beschleunigt hat.

    • Laut einer Bitkom-Studie haben neun von zehn Personen mindestens einmal kontaktlos mit Karte, Smartphone oder Smartwatch im stationären Handel bezahlt. Fast ein Viertel (23 Prozent) zahlt dabei täglich oder mehrmals täglich bargeldlos.

    • Etwa ein Fünftel gab bei einer Studie der deutschen Bundesbank an, während der Coronapandemie erstmals das kontaktlose Bezahlen im Shop ausprobiert zu haben. Hauptgründe dafür waren entsprechende Hinweise im Geschäft und bessere Hygiene.

    • „Kontaktloses Bezahlen ist seit Beginn der Coronapandemie zum absoluten Standard geworden – und wird das auch bleiben“, so Bernhard Rohleder, Hautgeschäftsführer des deutschen Digitalverbands Bitkom. Größtes Plus aus Sicht der Nutzerinnen und Nutzer: Es ist bequem und schnell. 

Kontaktlos bezahlen bleibt auf dem Vormarsch

  • Experten rechnen damit, dass der Trend zu mehr bargeldlosen Zahlungen anhalten wird. Denn wer sich daran gewöhnt hat, nicht mehr in der Brieftasche nach Münzen kramen zu müssen, der will das auch zukünftig nicht mehr tun, selbst wenn die Infektionsgefahr gebannt ist.

    • PwC erwartet, dass sich das bargeldlose Transaktionsvolumen pro Kopf bis zum Jahr 2030 verdreifachen wird. 
    • Eine Mehrheit von 57 Prozent spricht sich laut Bitkom-Umfrage für eine gesetzliche Verpflichtung von Geschäften aus, neben der Barzahlung mindestens eine elektronische Bezahlmöglichkeit anzubieten. „Es ist überfällig, dass Kundinnen und Kunden überall echte Wahlfreiheit beim Bezahlen bekommen“, meint Rohleder.

Die Debitkarte mit NFC-Chip (Near Field Communications)

  • Ein Busticket per SMS in der Türkei kaufen, bezahlen mittels QR-Code: Internationale Entwicklungen zeigen, dass der Markt für neue Bezahlmethoden und alternative Zahlungsmittel in den letzten Jahren eine enorme Entwicklung unternommen hat. Die technischen Formen der Abwicklung und die Devices, über die Zahlungen ausgelöst werden können, werden immer vielfältiger. Die gesamte Infrastruktur des Zahlungsverkehrs verändert sich fundamental. Wie aber geht die Reise weiter?

Drei Trends definieren die Zukunft des Bezahlens

  • Wie entwickelt sich das Bezahlen aus Kundensicht weiter? Wirtschaftsprüfer Deloitte hat die bisherigen Entwicklungen im Zahlungsverkehr betrachtet und dabei drei zentrale Trends herauskristallisiert: Das Bezahlen der Zukunft ist

    • unmittelbar: Der Betrag für die Ware oder Dienstleistung wird innerhalb von Sekunden transferiert.
    • friktionslos: Je reibungsloser der Bezahlvorgang, desto attraktiver ist die Bezahlmethode für den Kunden und desto höher damit ihr Erfolgspotenzial im Markt.
    • transparent: Der Bezahlvorgang „verschwindet“ im Anwendungsfall des Kunden.

Kontaktlos bezahlen: 5 Trends

  • Welche Bezahlverfahren in Zukunft Standard sein werden, ist ungewiss. Es lassen sich aber folgende fünf Trends beobachten:

Mobile Payment: Smartphone als Schnittstelle der Zahlungsströme

  • Das Bezahlen mit dem Smartphone ist derzeit vor allem bei den Digital Natives beliebt. Bei den 18- bis 39-Jährigen nutzen etwa vier von zehn diese Möglichkeit, bei den Über-40-Jährigen sind es lediglich 18 Prozent. Beim Mobile Payment werden die Kartendaten in einer Zahlungsapp bzw. Digital Wallet auf dem Smartphone hinterlegt, bezahlt wird über QR-Code oder mittels NFC-Technologie. Aktuell werden bei Mobile Payment am häufigsten Google Pay oder Apple Pay verwendet, dahinter folgen Bezahl-Apps der jeweiligen Bank. Auch die Volksbank bietet mit der Pay-App das mobile Bezahlen via Smartphone an. Experten rechnen damit, dass das Smartphone die herkömmlichen Debit- oder Kreditkarten als wichtigstes Zahlungsmittel ablösen wird. Es wird zur Schnittstelle, bei der alle individuellen Zahlungsströme zusammenlaufen. Asien macht es bereits vor, wo sogenannte Super-Apps wie WeChat (ursprünglich ein Chat-Dienst) mittlerweile umfangreiche Funktionen vereinen.

Biometrische Bezahlformen

  • Für viele ist es bereits alltäglich, das Smartphone mittels Gesichtserkennung oder Fingerabdruck zu entsperren. Mit solchen individuellen, biometrischen Merkmalen können auch Zahlungen autorisiert werden. Bei Fast-Food-Restaurants in den USA zahlen Kunden an der Kassa mit dem Fingerabdruck, wenn er vorab registriert und mit den Bankdaten verknüpft wurde. „Smile to Pay“ heißt es bereits in China, wo ein Lächeln (mittels Gesichtserkennung) zum Bezahlen reicht.

„Unsichtbare“ Zahlungen (sogenannte Seamless beziehungsweise Invisible Payments)

  • Einfach in den Supermarkt gehen, die gewünschten Produkte in den Korb legen oder in die Tasche stecken, rausgehen, fertig. Der Einkauf wird automatisch abgebucht. Man muss sich nur beim Betreten und Verlassen des Supermarkts mittels biometrischer Merkmale (z. B. Handballen scannen) oder über eine App identifizieren lassen. Das Bezahlen wird nicht mehr als eigenständiger Akt wahrgenommen, sondern völlig in den Kauf integriert. Getestet wird diese Art der „unsichtbaren“ Zahlungen bereits bei Pilotprojekten von Whole Foods in den USA. Zahlreiche Kameras und Sensoren erfassen dabei automatisch, welche Produkte man eingekauft hat.

Digitalwährungen als Treiber des Wandels

  • Auch Digitalwährungen können die bestehende Auswahl an Zahlungsarten erweitern. Mit ihnen könnten alltägliche Zahlungen schnell, einfach und sicher erledigt werden. Laut PwC sondieren 60 Prozent der Zentralbanken die Einführung von digitalen Währungen. Bei 14 Prozent laufen bereits Pilotversuche. Auch wenn sie derzeit in erster Linie Anlage- oder Spekulationsobjekte und keine Währungen sind: Auch Kryptocoins wie Bitcoin, Etherum & Co, von denen es bereits eine ganze Heerschar gibt, können zu neuen Bezahlformen führen. Einen weiteren Puzzlestein bei digitalen Zahlungsmitteln bildet dabei die Blockchaintechnologie. Auf ihr wird die Kaskade Bezahlvorgänge basieren und mithilfe von „Smart Contracts“ die Transaktionen automatisieren. 

Wenn Maschinen bezahlen

  • Spricht man vom Internet of Things (IoT), also wenn Maschinen, Fahrzeuge, Geräte etc. miteinander vernetzt sind, können auch Transaktionen mit Bezahlvorgängen ins Spiel kommen, die autonom ausgeführt werden. Ein Beispiel für eine Machine-to-Machine-Transaktion: Die Benutzung des Parkhauses wird direkt über das Auto abgewickelt. Dafür sind Bezahlverfahren ohne Interaktion mit dem Kunden notwendig.

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