Fuhrpark in KMU: Kommt die grüne Wende?

  • Bereits jeder zehnte neu zugelassene Pkw ist ein Elektroauto. Lohnt es sich, den Fuhrpark eines Unternehmens auf alternative Antriebe umzustellen? Welche steuerlichen Vorteile und Förderungen sprechen für Elektroautos? Ein Überblick. Die E-Mobilität nimmt in Österreich immer stärker Fahrt auf. Im ersten Halbjahr 2021 wurden hierzulande 15.347 batterieelektrische Fahrzeuge, also reine E-Autos und nicht Plug-In-Hybridmodelle, neu zugelassen. Der Anteil an Elektroautos bei Neuwagen kommt hierzulande damit auf 11 Prozent, nach Angaben des Europäischen Automobilherstellerverbands (ACEA) immerhin der zweithöchste Wert in Europa (hinter Schweden mit 13 Prozent). Auffällig dabei ist, dass vor allem juristische Personen auf die E-Mobilität setzen. Nach Angaben des ÖAMTC wurden 84 Prozent der E-Autos auf Firmen oder Gebietskörperschaften angemeldet. Nur 16 Prozent werden auf Privatpersonen zugelassen. Die Herausforderungen bei Elektroautos sind bekannt: relativ hoher Anschaffungspreis, Reichweite, Lademöglichkeiten und Ladezeiten.

Niedrige CO2-Bilanz, niedrige Kosten

  • Lohnt es sich bereits, den Fuhrpark eines Unternehmens auf alternative Antriebe umzustellen? Immer mehr Kunden legen Wert auf eine gute CO2-Bilanz des Unternehmens oder sogar eine klimaneutrale Herstellung oder Lieferung. Auch viele Betriebe haben selbst strenge Umweltziele formuliert. Flottenmanager sind mehr denn je gefordert, ihren Fuhrpark nicht nur kosteneffizient, sondern auch umweltfreundlich zu managen. Laut dem Arval Mobility-Observatory-Barometer 2021 rechnen die rund 5.200 befragten Flottenmanager in 20 Ländern (darunter Österreich) damit, dass in drei Jahren drei von zehn Autos in den Fuhrparks vollelektrische Autos sein werden.

Steuerliche Anreize oder Förderungen

  • Treiber dafür sind finanzielle Vorteile. Dies zeigt hierzulande das Beispiel der Normverbrauchsabgabe (NoVa): Seit 1. Juli 2021 ist sie auch für Nutzfahrzeuge bis 3,5 Tonnen fällig, bis zum Jahr 2024 soll sie jährlich gesteigert werden. Dadurch werden Verbrenner sukzessive unattraktiver. Laut Berechnung der Wirtschaftskammer fallen dadurch für Unternehmen bei der Anschaffung eines Fahrzeugs dieser Fahrzeugklasse Mehrkosten in fünfstelliger Höhe an. Gerade bei den E-Kleintransportern hat sich in letzter Zeit bei Reichweite und Nutzlast einiges getan. Vor allem für den innerstädtischen Gebrauch sind sie bereits ohne Einschränkungen einsetzbar.
    Noch sind die Anschaffungskosten eines Elektroautos in der Regel höher als bei einem Benziner oder Diesel. Es gibt jedoch bereits Segmente, in denen Elektroautos jetzt schon günstiger sind als Modelle mit einem herkömmlichen Verbrennungsmotor – vor allem durch steuerliche Anreize und Förderungen:

    • E-Mobilitätsbonus: Für neue Elektro-Pkw mit einem Brutto-Listenpreis (Basismodell ohne Sonderausstattung) von bis zu 60.000 Euro gibt es beim Kauf eine Förderung von 4.000 Euro, den sogenannten E-Mobilitätsbonus (Stand Jahresprogramm 2021). Für leichte Nutzfahrzeuge (2,5 bis 3,5 Tonnen, Fahrzeugklasse N1) macht dieser satte 12.500 Euro aus.
    • Keine NoVa: Elektrisch betrieben Fahrzeuge sind von der Normverbrauchsabgabe befreit.
    • Keine motorbezogene Versicherungssteuer: Des Weiteren müssen Unternehmen keine motorbezogene Versicherungssteuer bezahlen.
    • Der Sachbezug bei privater Nutzung des Dienstwagens entfällt bei einem Elektroauto.
    • Der Vorsteuerabzug steht zu: Im Gegensatz zu Pkw mit herkömmlichem Verbrennungsmotor steht für betrieblich verwendete Elektroautos ein Vorsteuerabzug zu. Bei einem Kaufpreis inklusive 20 Prozent USt von bis zu 40.000 Euro im vollen Umfang. Bei Anschaffungskosten bis zu 80.000 Euro wird der volle Vorsteuerabzug durch eine Eigenverbrauchsbesteuerung (Luxustangente) reduziert. Im Endeffekt beträgt dann der Vorsteuerabzug bei der Anschaffung maximal 6.667 Euro.

Lohnt sich ein Elektroauto für KMU?

  • Hinzu kommen die niedrigeren Betriebskosten bei einem Elektroauto. Laut ÖAMTC kann bei den Wartungskosten mit einer Reduktion von einem Drittel gegenüber Verbrennern gerechnet werden. Lohnt sich ein Elektroauto für KMU? Entscheidend sind der Einsatzzweck des Fahrzeugs und die jährliche Laufleistung. Bevor sich Unternehmen mit dem Gedanken spielen, den Fuhrpark zu elektrifizieren, ist eine genaue Analyse notwendig. Nur wenn man den Ist-Zustand kennt, lässt sich eine bedarfsgerechte Strategie aufstellen, die sowohl die Beschaffung der Fahrzeuge als auch die Implementierung einer Ladeinfrastruktur beinhaltet. Eine kurze Checkliste für die Integration von E-Fahrzeugen in den Unternehmens-Fuhrpark:

    • Welcher Fahrzeugtyp und welche Antriebsart werden in der Flotte vorrangig genutzt?
    • Wie alt sind die Fahrzeuge im Durchschnitt?
    • Welche Mitarbeiter nutzen Firmenautos zu welchem Zweck? 
    • Wie viele Kilometer legen die Fahrzeuge an einem Werktag zurück? 
    • Zu welchen Tageszeiten werden die Fahrzeuge im Einsatz sein?
    • Gibt es regelmäßige oder eher unregelmäßige Einsätze?
    • Gibt es für die Einsätze eine feste Routenplanung?

Eine Frage des Lademanagements

  • Ein wichtiges Kriterium beim Umstieg auf ein Elektroauto ist weiterhin die Ladeinfrastruktur: Wo sollen die Elektroautos geladen und geparkt werden? Gibt es fixe Stehzeiten, zu denen die Fahrzeuge geladen werden können? Bei größeren Fahrleistungen, beispielsweise 60.000 Kilometern im Jahr, werden bei einem Elektroauto die Energiekosten zum Faktor. Beim Schnellladen unterwegs zahlt man deutlich mehr als beim Laden an der eigenen Wallbox. Vor allem die Umsetzung einer eigenen Ladeinfrastruktur kann je nach Komplexität und Größe des Fuhrparks einige Zeit in Anspruch nehmen. Zu bedenken ist jedoch: Auch die Errichtung von Ladestationen wird gefördert. Bei einer herkömmlichen Wallbox (bis 22kW) sind es 900 Euro, Schnellladepunkte über 100 kW werden mit bis zu 20.000 Euro gefördert (Stand 2021).

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