Wie kommt die Blockchain in den Mittelstand?

  • Blockchain-Technologie und KMU – ist das wirklich ein ungleiches Paar? Was brauchen Unternehmen, um Blockchain-Lösungen einzusetzen? Zum Einstieg in die Technologie gibt es viele Möglichkeiten.

Was macht die Blockchain so besonders?

  • Vom sicheren Datenaustausch bis hin zu automatisierten Liefer- und Transportketten: Die Blockchain ist eine Querschnittstechnologie mit einem breiten Spektrum an Anwendungsmöglichkeiten, die auch für KMU interessant sind. Vereinfacht gesagt ist die Blockchain eine Möglichkeit, Informationen dezentral sowie fälschungssicher zu sammeln und weiterzuleiten. Es ist eine Art verteiltes Register (Distributed Ledger). Das Register befindet sich nicht auf einem einzelnen Computer, sondern ebenso wie ein klassisches Peer-to-Peer-Netzwerk auf diversen Rechnern. Ihre Vorteile kann die Blockchain vor allem in Multistakeholder-Szenarien ausspielen, in denen die Nachvollziehbarkeit und Verifizierbarkeit des Datenaustauschs oder der Transaktionen wichtig ist.

Die Blockchain am Beispiel der Logistik

  • Die Herkunftskontrolle von Gütern und Bestandteilen von Produkten, Kampf gegen Produktpiraterie, verteilte Entitäten müssen Daten sicher austauschen: Durch Bedingungen und Problemstellungen wie diese ist die Blockchain in der Logistik, insbesondere bei Lieferketten bzw. Supply Chains, geradezu prädestiniert. Die gesamte Transport- und Lieferkette lässt sich durchgehend dokumentieren – von der Wertschöpfung bis zum Versand der Produkte aus dem Lager an den Endkunden. Jedes Objekt kann in der Produktion und Logistik jederzeit nachverfolgt und zugeordnet werden. So kann beispielsweise die Kühlkette beim Transport leicht verderblicher Produkte lückenlos nachgewiesen werden. Über Sensoren am Produkt wird die Temperatur gemessen, IoT-Technologie erstellt einen digitalen Zwilling des Kühlguts in der Blockchain und speichert die Werte. Wird die Ware höheren Temperaturen ausgesetzt als vorgesehen, wird dies automatisch und unveränderbar in der Blockchain festgehalten.

Zwölf Millionen Blatt Papier einsparen

  • Lieferanten, externe Zulieferer und Auftraggeber bewegen sich so immer auf Augenhöhe. Zusätzlich können Verträge, Rechnungen und Nachweise automatisch durch die Blockchain erzeugt werden. So können nicht nur bürokratische Schritte eingespart, sondern auch externe Experten wie Steuerberater laufend eingebunden werden. Ein Beispiel: Eine Branchenlösung der „Blockchain Initiative Logistik“ soll jährlich rund 75 Millionen Prozesse bei österreichischen Logistikern automatisieren und zwölf Millionen Blatt Papier einsparen. Eine Herausforderung für den Einsatz der Blockchain ist die Übertragung der Daten auf der ersten Wertschöpfungsstufe. Bei einem Fertiggericht beispielsweise soll nachvollziehbar sein, von welchen Erzeugerbetrieben die verwendeten Zutaten stammen. Muss nun jeder einzelne Landwirt die Daten in die Blockchain schreiben? Wie kann die Wahrscheinlichkeit des Betrugs und menschlicher Fehler vermieden werden? Bereits im Ernteprozess wäre dazu ein gewisser Digitalisierungsgrad erforderlich, damit der Datentransfer auf die Blockchain automatisch durch Sensoren (Stichwort IoT) erfolgen kann.

Annäherung von KMU an die Blockchain

  • Bei allem Potenzial der Technologie: Es gibt derzeit nur wenige KMU, die die Blockchain wegen der Komplexität der Technologie für eigene Produkte und Prozesse einsetzen. Um eine Vorstellung von den Möglichkeiten und auch Herausforderungen zu bekommen, ist eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema erforderlich. Anwendungsszenarien identifizieren: Welche Anwendungsszenarien sind dafür geeignet, auf Basis einer Blockchain umgesetzt zu werden? Eco, der deutsche Verband der Internetwirtschaft, rät Unternehmen, probeweise Prototypen zu bauen, zu testen, zu verbessern – und notfalls auch zu verwerfen. Interne Anwendungen könnten vielleicht besser mit einer konventionellen Datenbank umgesetzt werden. Herausforderung der Interoperabilität: Wie bei jeder Einführung neuer Software und IT-Systeme ist auch bei der Blockchain die Interoperabilität mit anderen Systemen wichtig für das Gelingen des Projektes. Möglicherweise sind Anpassungen an bestehenden Anwendungen und Systemen für eine reibungslose Zusammenarbeit notwendig. Die geeignete Blockchain finden: Soll es eine private Blockchain für ein internes Projekt sein? Oder geht es um die Zusammenarbeit von Unternehmen, beispielsweise entlang einer Supply Chain? Dann dürfte eine Konsortium-Blockchain die erste Wahl sein. KMU haben zudem die Möglichkeit, auch ihre eigenen Apps auf der Basis von Blockchain-Plattformen zu entwickeln. Ein Logistik-Unternehmen kann sich beispielsweise einer Handelsplattform wie „TradeLens“ anschließen, Unternehmen der Lebensmittelbranche können das Netzwerk „Food Truck“ nutzen. Die Auswahl der Blockchain-Lösung hängt – neben der Interoperabilität – von der geplanten Anwendung, Zahl der Beteiligten, Skalierbarkeit und Geschwindigkeit ab. Blockchain-as-a-Service (BaaS): BaaS-Angebote ermöglichen einen schnellen und einfachen Einstieg in die Blockchain-Technologie. Sie können gut als Testumgebungen für Distributed-Ledger-Lösungen im Unternehmen genutzt werden – bei einem vergleichsweise geringen Investitionsrisiko. Die Infrastruktur kann mit dem Bedarf wachsen. Internes Wissen aufbauen: Auch KMU sollten eigene technische Mitarbeiter entsprechend ausbilden. Eine BaaS-Phase wäre dafür ein geeigneter Einstieg. Um Kompetenzen aufzubauen, können KMU auch entsprechenden Interessensverbänden und Arbeitsgruppen beitreten. Externes Wissen nutzen: Viele Open-Source-Projekte sowie zahlreiche große Hersteller und Serviceprovider bieten umfangreichen Support für Blockchain-Plattformen an.

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