Szenario-Technik: Strategien für die Zeit mit und nach Corona finden

  • Die Corona-Pandemie bringt Unternehmen mitunter massiv in Bedrängnis. Viele müssen unter Realbedingungen von einem Tag auf den anderen zeigen, wie flexibel und digital ihre Arbeitsprozesse tatsächlich sind. Schwachstellen in Geschäftsmodellen, Vertriebsstrategien und Lieferketten werden sichtbar. Zahlreiche Unternehmen sehen sich mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert. Das Geschäftsumfeld ist durch große Unsicherheit, hohe Komplexität und einen schnellen Wandel gekennzeichnet. Dies erschwert nicht nur die Identifizierung von Chancen und Risiken, sondern auch die strategische Planung. In Zeiten voller Unwägbarkeiten kann die Szenario-Technik helfen, Entscheidungen zu treffen und bereits jetzt die Weichen für eine Post-Corona-Zeit zu stellen. Szenarien sind ein probates Hilfsmittel, um zielgerichtet mit dem Wirrwarr unzähliger und sich laufend verändernder Parameter umzugehen. Auch wenn die Szenario-Technik in der Zukunftsforschung als Klassiker gilt: Mit Szenarien lässt sich die Zukunft nicht vorhersagen, mit ihnen kann das Unternehmen sich aber besser auf Eventualitäten vorbereiten. Sie zeigen mögliche Entwicklungen, aus denen sich jeweils Perspektiven für Unternehmen ableiten lassen. Wir stellen Ihnen hier die wichtigsten Schritte der Arbeit mit der Szenario-Technik vor:

1. Szenario-Technik ist Teamarbeit

  • Szenarien lassen sich am besten gemeinschaftlich, in möglichst heterogenen Teams erstellen. Der Prozess lebt von unterschiedlichen Sichtweisen und Kompetenzen. Externe und Querdenker können eine neue Art des Denkens einbringen.

2. Betrachtungsgegenstand definieren

  • Am Anfang der Szenario-Technik wird der Gegenstand, das zu bearbeitende Thema, die Schlüsselfrage beschrieben. Dabei werden auch jene Faktoren identifiziert und aufgelistet, die Einfluss darauf nehmen können. Diese Faktoren können aus dem ökonomischen, technologischen, ökologischen, gesellschaftlichen und rechtlichen Umfeld stammen.

3. Was kann wichtig sein? Faktoren bewerten

  • In diesem Schritt werden die Auswirkungen der Faktoren auf den Betrachtungsgegenstand hinterfragt, analysiert und bewertet. Um Zusammenhänge zu erkennen und ein Systemverständnis zu bekommen, sollte man eine Vielzahl an Daten, Trends und Informationen sammeln. Mindmaps, Post-its – solche grafischen Methoden können einen schnellen Überblick bieten und ermöglichen es, intuitiv Cluster zu bilden. Ziel ist, die wesentlichen Treiber in den einzelnen Clustern zu identifizieren (siehe Punkt 5).

4. Aus der Vergangenheit lernen

  • Auch wenn sich die Geschichte nicht wiederholt, lässt sich einiges aus ihr lernen. Es lassen sich womöglich Muster erkennen, die auch für die Zukunft von Bedeutung sein können. Hilfreiche Fragen könnten dabei laut Fraunhofer-Institut sein: Wie schnell und stark haben sich wichtige Faktoren früher verändert? Auf welche Effekte haben sie reagiert?

5. Strukturen und Treiber ableiten

  • Aus den erstellten Ereignissen, Einflüssen und Mustern sind nun Strukturen und kausale Zusammenhänge abzuleiten, sowie die wesentlichen Treiber („driving forces“) in jedem Cluster zu identifizieren. Die Treiber werden nun bewertet: Welche haben die größte Wirkung und sind zeitgleich am unsichersten? Daraus lassen sich sogenannte „Kritische Unsicherheiten“ generieren.

6. Wie sehen die Szenarien aus?

  • Anhand der aufgestellten Einschätzungen und Annahmen lassen sich einzelne Szenarien oder Storylines mit unterschiedlichen Eintrittswahrscheinlichkeiten entwickeln. Dabei ist folgende Fragestellung hilfreich: Wie sieht eine Welt aus, die von den jeweiligen Ausprägungen der „Kritischen Unsicherheiten“ bestimmt wird? Dabei sollte man beschreiben, wie sich die Welt von heute zum jeweiligen Szenario entwickelt hat. Auch allfällige Störereignisse sind einzukalkulieren.

7. Was heißt das für das Unternehmen?

  • Der letzte Schritt ist, die Szenarien im Hinblick auf Chancen und Risiken, die sich daraus für das Unternehmen ergeben können, zu interpretieren und mögliche Handlungsoptionen daraus abzuleiten.

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