Künstliche Intelligenz: Ein Thema für KMU?

Wenn es um konkrete Anwendungen von künstlicher Intelligenz geht, stecken viele Unternehmen noch in den Kinderschuhen. Wie KMU künstliche Intelligenz nutzen können.

  • Intelligente Verkaufsplattformen für den Vertrieb, Optimierung der Logistik, selbstlernende Software für die Buchhaltung oder die Suche in radiologischen Bilddatenbanken. Das sind nur einige Beispiele für künstliche Intelligenz (KI), die in Österreich entwickelt wurde. Diese Technologie ist nicht nur eine Schlüsseltechnologie der kommenden Jahrzehnte, sie gehört bereits jetzt in zahlreichen Anwendungsgebieten zur Normalität. KI-Systeme führen nicht bloß Regeln aus, sie erkennen Zusammenhänge und Muster selbst bei sehr hoher Vielfalt, können auf neue Situationen unmittelbar reagieren und entwickeln selbstständig Lösungsansätze. Höhere Rechenleistungen, der rapide Anstieg an Datenmengen, die außerdem in Echtzeit zur Verfügung stehen, sowie fortgeschrittene Algorithmen führen zu immer besseren Ergebnissen auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz.

Was erwarten sich Unternehmen von KI?

  • Unternehmen erwarten sich die meisten Vorteile von KI im Bereich der „Optimierung der Geschäftsprozesse“, so der Artificial-Intelligence-Report des Beratungsunternehmens Ernst & Young. Künstliche Intelligenz erleichtert Automatisierung und beschleunigt dadurch Prozesse. Ein Beispiel aus der Produktion: Maschinen kommunizieren miteinander, planen und verteilen die Arbeit – selbstständig, fast ohne menschliches Zutun. So können modulare Systeme, die alle möglichen individuellen Konfigurationen fertigen können, die Fließbänder ablösen. „Kundenbindung“ liegt laut AI-Report auf Platz zwei, beispielsweise durch die Verbesserung der Benutzererfahrung oder die Personalisierung von Inhalten.

Wie viele Unternehmen nutzen bereits KI?

  • Trotz der erwarteten, massiven Auswirkungen von KI, ist die breite Anwendung dieser Technologie in Österreich noch selten. Nur fünf Prozent der heimischen Unternehmen nutzen künstliche Intelligenz aktiv in vielen Prozessen und Anwendungen. Weitere 24 Prozent setzen KI lediglich selektiv in einzelnen Prozessen ein. Dabei belegt die Studie „State of AI in the Enterprise Survey“ von Deloitte, dass sich die Investition in KI lohnt. Der überwiegende Teil der KI-Projekte amortisiert sich bereits in weniger als zwei Jahren.

Wie Unternehmen zu künstlicher Intelligenz kommen

  • Die Deloitte-Studie zeigt auch, dass Unternehmen – zumindest in Deutschland – stark auf externe KI-Partner setzen. Vor allem der Ansatz AI-as-a-Service ermöglicht eine erfolgreiche Umsetzung auch bei einem geringen Know-how-Stand im eigenen Unternehmen. Kostenintensive Eigenentwicklungen können so vermieden werden. 55 Prozent der befragten Unternehmen kaufen KI (Algorithmen, Applikationen oder komplette KI-Lösungen) vollständig oder überwiegend „von der Stange“ zu. In der Regel beschleunigt diese Vorgehensweise die Implementierung und senkt die Kosten. Eine Methode, die mit Blick auf den Fachkräftemangel selbst für kleinere Unternehmen machbar und sinnvoll sein könnte.

Europäische Plattform für KI-on-Demand

  • Auf europäischer Ebene wurde 2018 ein Projekt namens AI4EU gestartet, mit dem eine KI-on-Demand-Plattform geschaffen werden soll. Diese Plattform, die neueste Technologien der künstlichen Intelligenz beinhaltet, soll allen Nutzern in der EU als Werkzeug für technologische Innovationen offenstehen. Der Wert soll in acht industriellen Pilotprojekten demonstriert werden. Um den Fluss der Technologien in der Praxis zu erleichtern, wird AI4EU eng mit den im Aufbau befindlichen Digital Innovation Hubs verknüpft.

Wie Unternehmen sich beim Thema KI vernetzen können

  • Beim Austrian AI Landscape sind mehr als 200 Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Organisationen gelistet, die sich in Österreich mit KI beschäftigen. Aktive Netzwerke gibt es hierzulande einige, beispielsweise AI Austria. Im Westen von Österreich hat sich rund um die FH Vorarlberg BIDA (Business und Industrial Analystics) gebildet, die ZAM (Zukunftsakademie Mostviertel) in Niederösterreich hat den Fokus auf die Produktion gerichtet. Die Technologie- und Innovationspartner unterstützen Unternehmen bei der Umsetzung von KI-Projekten, während die Wirtschaftskammer Österreich unter wko.at/ki zahlreiche Informationen und Webinare zu diesem Thema bereitstellt.

Werden KI-Projekte gefördert?

  • Bei der FFG (Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft) kann für KI-Projekte mit einem Forschungs- und Entwicklungsanteil im Basisprogramm oder für eine Feasibility-Studie eine Förderung eingereicht werden. Beim Basisprogramm muss ein funktionierendes Produkt, Verfahren, Prozess oder eine Dienstleistung das Projektziel sein. Beim Angebot Feasibility-Studie fördert die FFG die Erstellung von Machbarkeitsstudien, die von KMU bei Universitäten, Forschungsinstituten oder Unternehmen in Auftrag gegeben werden. Kontakt zu verschiedenen weiteren Förderstellen kann die Wirtschaftskammer über die Plattform „Angewandte künstliche Intelligenz“ herstellen. Zusätzlich können dort auch externe Spezialisten in diesem Bereich vermittelt werden.

Hands-on-Tipps für Unternehmen

  • Die Wirtschaftskammer hat im Trend-Guide „Künstliche Intelligenz“ grundlegende Tipps für Unternehmen bei der Herangehensweise zur künstlichen Intelligenz erstellt. Hier ein Auszug daraus:

    • Der Einsatz von KI soll nicht zum Selbstzweck verkommen. Es müssen die richtigen Fragen gestellt werden, um festzustellen, welche Prozesse mit KI tatsächlich verbessert werden können. Bei den Erwartungen sollte man realistisch bleiben. Smarte Algorithmen sind Werkzeuge, „Wunder“ können sie jedoch nicht vollbringen. 
    • KI ist überall dort im Vorteil, wo viele Daten und Prozesse zentral gesteuert werden müssen. Diese Möglichkeiten können genutzt werden, um beispielsweise Logistik, Produktion und Distribution zu optimieren. 
    • Grundlage für den effizienten Einsatz von KI sind „saubere“ Daten. Deshalb sollten im Unternehmen die höchsten Datenstandards etabliert werden. In einem Datenchaos ist auch die beste KI nicht in der Lage, Muster zu erkennen.
    • Der Einsatz von KI soll transparent kommuniziert werden. Das erhöht die Akzeptanz für die neue Technologie im Unternehmen und bei den Kunden.
    • Investitionen in die Weiterbildung und Schulung von Mitarbeitern beim Thema KI lohnen sich. Von diesem Know-how wird das gesamte Unternehmen profitieren. Dazu gehört auch, dass man im Unternehmen angstfrei mit KI experimentieren kann.
    • Smarte Systeme ermöglichen eine maßgeschneiderte Beratung, etwa in Online-Shops oder bei diversen Kundenschnittstellen. Chatbots auf der Homepage, Sprachassistenten im Laden oder Bilderkennungssysteme ermöglichen eine direkte, zielgerichtete Kommunikation.
    • Mit KI sind Unternehmen in der Lage, die Kunden nicht als Zielgruppe, sondern persönlich als Individuum zu erreichen. Durch personalisierte Werbung und zielgerichtetes Marketing mithilfe von KI können Kunden Informationen erhalten, die für sie tatsächlich relevant sind.

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