Neustart für den Tourismus – aber mit Einschränkungen

Die Corona-Krise hat den Tourismus mit voller Wucht getroffen. Knapp vor Beginn der Hauptreisezeit dürfen Beherbergungsbetriebe wieder öffnen. Mit welchen Aussichten können Hotels und Pensionen nun rechnen?

  • Die gute Nachricht für Tourismusbetriebe lautet: Ja, Reisen werden im Sommer möglich sein. Seit 29. Mai dürfen in Österreich wieder alle etwa 16.000 Beherbergungsbetriebe geöffnet haben. Die schlechte Nachricht ist: Von einer normalen Saison ist die heimische Hotellerie noch sehr weit entfernt. Mit dem Neustart wird vielerorts verbunden sein, dass Hotels, Pensionen und Campingplätze nicht komplett ausgelastet werden dürfen. Weniger Plätze in Restaurants, Pflichten zu mehr Abstand in Hotellobbys und eingeschränkte Freizeitangebote werden den Urlaub prägen. „Eine Saunanutzung von mehreren Personen, die nicht in einem Haushalt leben, ist nur dann möglich, wenn in der Kabine pro Nutzer eine Fläche von 10 m2 zur Verfügung steht“: Nur eine von vielen Richtlinien des Gesundheitsministeriums, die auch Hotels betreffen. Laut einer Umfrage der Österreichischen Hoteliervereinigung sperrt etwa jedes zweite Qualitätshotel noch nicht mit Ende Mai auf, sondern wartet ab – jeder fünfte Betrieb sogar bis Ende Juni/Anfang Juli. Großes Sorgenkind ist die Stadthotellerie. Hier machen sich die Absagen von Großveranstaltungen, Kongressen und Festspielen, aber vor allem die fehlenden Flüge bemerkbar. Denn Tourismus lebt von der Mobilität der Menschen und drei Viertel der Österreich-Urlauber kommen aus dem Ausland. Auch wenn die ersten abgestimmten Grenzöffnungen für Mitte Juni geplant sind, bestimmen nach wie vor Einreisebeschränkungen den Tourismus. Beim Thema Reisefreiheit herrscht noch viel Ungewissheit. So hat beispielsweise Slowenien nach nur drei Tagen die angekündigte Grenzöffnung wieder zurückgezogen.

Das eigene Land entdecken

  • Der Fokus heimischer Touristiker ist daher klar auf Gäste aus dem Inland gerichtet. „Auf Dich wartet ein guter Sommer. Entdecke Dein eigenes Land“: So lautet die Botschaft der Kampagne von Österreich Werbung und der Tourismusorganisationen der Bundesländer, die bis Ende Juli Lust auf Urlaub im eigenen Land machen soll. Zu den zentralen Motiven der Werbekampagne zählen „Seen und Natur“ genauso wie „Wandern und Alpen“, aber auch „Stadt und Kultur“.

Der Stammgast: Eine wichtige Stütze

  • Wie wichtig Inlandsgäste für den touristischen Erfolg sein können, zeigt beispielsweise die Steiermark. Ein Fünftel aller Inlandsgäste verbringt dort ihren Urlaub. Das ist der höchste Wert im Vergleich mit allen anderen Bundesländern. Im Sommer 2019 verzeichnete dieses Bundesland 63,6 Prozent aller Ankünfte von Inlandsgästen, die für 60 Prozent der Nächtigungen sorgten. Mit 68 Prozent hat die Steiermark auch einen sehr hohen Anteil an Stammgästen und Intervallgästen.

Auf Direktmarketing konzentrieren

  • Touristiker raten den Beherbergungsbetrieben auch, sich besonders um diese Klientel zu kümmern. Denn bestehende Gäste an sich zu binden oder nach der Krise wieder zu motivieren, kostet weit weniger, als neue Gäste zu gewinnen. Über Remarketing sollen daher vermehrt frühere Gäste angesprochen werden, etwa über einen Newsletter mit einem Promo-Code. Spezielle Angebote können hier hilfreich sein.

Mit Aktionen positive Signale setzen

  • Es wird für Betriebe wichtig sein, Aktionen zu setzen und positive Signale zu senden. Ein Grazer Hotelier hat sein Hotel am Pfingstwochenende „verschenkt“, andere starten mit Fensterkonzerten oder Schnitzeljagd-Gutscheinen. Solche Angebote können helfen, zusätzliche Umsätze zu generieren und deren Käufer zu binden. Oftmals werden sie aus Urlaubsvorfreude gekauft, daher stehen bereits hier Emotion und Qualität im Mittelpunkt.

Sichtbarkeit über Social Media

  • Es sollen Lebenszeichen gesetzt werden, die ins Bewusstsein rufen: „Wir sind da“ und „Wir haben für Sie geöffnet“. Sichtbarkeit lässt sich vor allem über Social-Media-Kanäle aufrechterhalten. Sie erfahren aktuell eine hohe Aufmerksamkeit. Daher gilt auch in Corona-Zeiten das Prinzip „always on“. Betriebe müssen über die digitalen Kanäle weiterhin präsent bleiben, um nach überstandener Krise rasch wieder Anschluss zu finden. Investitionen in die Suchmaschinenoptimierung (SEO) – um leichter auf Google gefunden zu werden – bringen sowohl kurzfristige als auch langfristige Vorteile. Local SEO (und damit vor allem der Google My Business-Eintrag) hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Ziel ist es, die Sichtbarkeit der Website bei regionalen Suchergebnissen zu steigern.

Langer Weg zurück

  • Der heimische Tourismus steht an einem Neuanfang, der Weg zurück zur Normalität dürfte jedoch recht lang und mitunter schwierig sein. 69 Prozent der Betriebe in der Qualitätshotellerie sind sicher, dass sie die heuer erlittenen Verluste auch im Jahr 2021 nicht ausgleichen können, so eine Branchenbefragung der Österreichischen Hoteliervereinigung.